Prets:
Direkte Frauenforderungen an EU-Kommissionspräsident Barroso
Österreichisches Gender Budgeting Gesetz sollte Vorbild für
EU-Vorschläge sein.
Anlässlich des Internationalen Frauentages fand in Strassburg ein
Meinungsaustausch zwischen Europaabgeordneten und EU-Kommissionspräsidenten
Barroso statt. "Dieser jährliche Erfahrungsaustausch und die
ständige Zusammenarbeit mit der Kommission sind von größter
Bedeutung, um die Gleichstellungspolitik auf europäischer Ebene voranzutreiben",
so Prets, "die Richtlinien müssen konsequent in den einzelnen
Mitgliedstaaten umgesetzt werden."
Trotz bereits verabschiedeter Richtlinien zu Lohngleichheit, Elternurlaub
oder schwangeren Arbeitnehmerinnen, gibt es noch immer geschlechtsspezifische
Benachteiligungen für Frauen. So verdienen Frauen zum Beispiel um
15 Prozent weniger als Männer. "Es existieren bereits seit Jahren
Gesetzestexte auf europäischer Ebene zur Gleichstellungspolitik,
aber es mangelt an der Umsetzung", hielt die SPÖ-Europaabgeordnete
Christa Prets fest.
"Der Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern,
der von 2006 bis 2010 gilt, hat klare Ziele. Die gleiche wirtschaftliche
Unabhängigkeit für Frauen und Männer, die verbesserte Vereinbarkeit
von Privat- und Berufsleben, die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen
und Männern an Entscheidungsprozessen und die Eliminierung geschlechterbezogener
Gewalt und Frauenhandel. Zur Hälfte der Periode sind wir leider nur
wenige Schritte vorangekommen, da es bei der Umsetzung Probleme gibt."
Aus diesem Grund ist eine Evaluierung der aktuellen Situation hinsichtlich
der Umsetzung einzelner Richtlinien und auch von Aktionsplänen, wie
zum Beispiel gegen Menschenhandel, von großer Bedeutung. Der Frauenausschuss
im Europäischen Parlament hat bereits erste Schritte unternommen,
um den Ist-Zustand der Situation in den einzelnen Mitgliedsländern
im Zuge eines Berichts zu untersuchen. "Bevor wir weitere Maßnahmen
unternehmen, müssen wir genau wissen, wo wir stehen, um gezielt in
die Problembereiche eingreifen zu können", so Prets. Kommissionspräsident
Barroso sicherte für dieses Vorhaben die Unterstützung der Kommission
zu.
"In der EU besteht in beinahe allen Bereichen noch großer Aufholbedarf.
Das betrifft Frauen in Führungspositionen ebenso, wie die noch immer
klaffende Schere beim Einkommen", so Prets. Sie wies in dem Gespräch
darauf hin, dass es notwendig sei, gute Beispiele aus den EU-Ländern
und auch aus Drittstaaten aufzunehmen, diese zu evaluieren und in die
Entscheidungsprozesse der EU aufzunehmen." Konkret spricht sie dabei
das norwegische Modell an, das eine Quote für Frauen in Führungspositionen
festgesetzt hat. "Weiters muss auch bei allen EU-Förderprogrammen
der Gender-Aspekt verstärkt berücksichtigt und die Programme
davon abhängig gemacht werden, wie sie weiter genutzt werden",
betonte Prets.
"Österreich war bereits beim Wegweiserecht und Anti-Stalking-Gesetz
Vorreiter. Mit dem Gesetz zum Gender Budgeting wird diese Vorreiterrolle
weiter ausgebaut", so Prets. "Die gerechte Verteilung von Geldern
aus öffentlichen Töpfen wird ab 2009 verfassungsrechtlich verankert
sein. Damit ist Österreich in Europa führend. Der EU-Ministerrat
soll über dieses Gesetz diskutieren und zusammen mit der Kommission
brauchbare Vorschläge für eine Umsetzung erarbeiten und dem
Beispiel Österreichs folgen", fordert Prets.
|