MdEP
Christa Prets: Bei Kampf gegen Menschenhandel wird Zeitplan nicht eingehalten
Klare Aussagen fanden Vertreterinnen der EU-Kommission und des Europarates
bei der gestrigen Aussprache im Europäischen Parlament zum Thema
"Bekämpfung des Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung".
"Es ist erfreulich, dass die beiden Institutionen sich deutlich für
verstärkte Maßnahmen bei der Bekämpfung des Menschenhandels
ausgesprochen haben. Allerdings fehlt es weiterhin an konkreten Umsetzungen
der vorgesehenen Ziele. Mit schönen Reden alleine werden die Probleme
nicht gelöst", so die SPÖ-Europaabgeordnete Christa Prets
nach der Aussprache.
Die Vertreterin des Europarates, Ruth-Gaby Vermot-Mangold, zeigte während
der Aussprache die bestehenden Mängel auf, indem sie betonte, dass
es derzeit noch sowohl am finanziellen, wie auch am politischen Willen
fehle. Es sei klar, dass der Opferschutz Geld koste und dieses auch investiert
werden müsse. Gleichzeitig benötigt es aber auch verstärkte
politische Bekenntnisse in Europa, sich dem Thema anzunehmen. "Am
1. Februar 2008 wird die Konvention des Europarates gegen Menschenhandel
in Kraft treten, die unter anderem die Prävention, den Schutz der
Opfer und die Verfolgung der Täter umfasst. Bisher haben allerdings
erst 10 Länder diese Konvention unterschreiben. Österreich ist
eines davon. Um die Konvention auf EU Ebene umsetzen zu können, ist
die Ratifikation aller EU-Staaten notwendig. Diese wäre dringend
einzufordern", so Prets.
Im Mittelpunkt der Bemühungen beim Kampf gegen den Menschenhandel
müsse der Opferschutz stehen, darin waren sich alle Vertreterinnen
einig. "Opfer brauchen mehr Rechte. Dies bedeutet, dass Opfer Schutz
erhalten, unabhängig davon, ob sie einer Zeugenaussage zustimmen
oder nicht. Gleichzeitig müssen sie verstärkt unterstützt
werden, etwa bei der Betreuung, Vermittlung von Unterbringungen, bei der
medizinischen Versorgung und bei Therapieangeboten", betont Prets.
Die bisherigen Ergebnisse bei der Umsetzung des Aktionsplans gegen Menschenhandel
des EU-Rats aus dem Jahr 2005, der zum Beispiel die Implementierung einer
Datenbank und die Einsetzung einer Expertengruppe vorsieht, sind alles
andere zufrieden stellend, musste die Kommission eingestehen. "Der
Plan ist gut, aber der Zeitrahmen des Aktionsplans ist längst überzogen",
kritisiert Prets. "Der erste Anti-Trafficking-Day war eine Möglichkeit,
Erfolge und Mängel eines Jahres zu evaluieren", betont die SPÖ-Europaabgeordnete.
Abschließend weist Prets darauf hin, dass sie die Kriminalisierung
von Freiern, wie sie das schwedische Modell vorsieht, ablehnt: "Das
Problem des Menschenhandels wird dadurch nicht gelöst. Eine Kriminalisierung
der Freier hilft nicht, sondern setzt, ganz im Gegenteil, die Opfer weiter
unter Druck. Stattdessen müssen Sexarbeiterinnen in den Dialog eingebunden
und gemeinsame Lösungsvorschläge erarbeitet werden."
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