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MdEP Christa Prets: Europol stärker in Menschenhandelbekämpfung einbinden

Konrad: Regierungen müssen Verantwortung übernehmen -
Abschiebung von Opfern oft nicht zielführend


Die EU-Parlamentsabgeordnete Christa Prets (S) hat die stärkere Einbindung von Europol im Kampf gegen Menschenhandel gefordert. Bei Menschenhandel handle es sich zwar nicht nur um Frauenhandel, bei 87 Prozent der Fälle gehe es jedoch um sexuelle Ausbeutung, sagte Prets am Donnerstagabend bei einem Vortrag in Wien. Österreich sei nicht wie oft angenommen nur Transitland, sondern auch Zielland von Menschenhandel. Praktisch in jedem Dorf gebe es bereits ein Bordell.

Der EU-Rat habe im vergangenen Dezember erstmals einen Aktionsplan angenommen, der Maßnahmen gegen Menschenhandel auf den Regierungsebenen zum Ziel habe, sagte Prets. Es soll eine Datenbank über Menschenhandel eingerichtet werden. Es seien Aufklärungskampagnen in Ziel- und Ursprungsländern geplant, es müsse in die Ausbildung sowie Ausstattung der Polizei investiert werden und auf allen Ebenen ein besserer Expertenaustausch stattfinden.

Der Opferschutz müsse schließlich auch jenen Betroffenen gewährt werden, die aus verschiedenen Gründen nicht aussagen können oder wollen, fügte Prets hinzu. In Belgien und Italien sei der Opferschutz bereits sehr gut, es gebe eine stufenweise Betreuung, und es könne auch eine ständige Aufenthaltsbewilligung erteilt werden.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland werde wie auch Messen, Konferenzen und die Tagungen des EU-Parlaments in Straßburg zur Ausweitung des Sexgeschäftes benutzt. Prets sprach sich gegen ein Verbot von Prostitution aus, wie dies von schwedischen oder spanischen Kollegen gefordert werde, befürwortete jedoch im Falle der WM die geplante Aufstellung von sogenannten "Verrichtungsboxen", wo Freier Prostituierten aufsuchen könnten. Somit werde das Problem sichtbarer gemacht und die Sicherheit der Frauen durch die Anbringung von Alarmglocken stärker gewährleistet.

35 Mrd. Dollar jährlich würden in die Hände von Menschenhändler fließen, sagte die Sonderbeauftragte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Kampf gegen Menschenhandel, Helga Konrad. Die enormen Geldsummen würden den Menschenhandel antreiben, die Nachfrage würde geschaffen. In Bosnien habe es etwa vor dem Krieg gerade ein Bordell gegeben, danach mehr als Tausend. Die Menschenhändler hätten sich gedacht, es lasse sich mit den Peacekeepern einiges an Geld verdienen. Die große Mehrheit, rund 70 Prozent der Bordellbesucher seien dann allerdings Einheimische gewesen. Die Nachfrage werde somit geschaffen.

Aus Sicht der Zielländer stehe die Frage der nationalen Sicherheit im Mittelpunkt, da Menschenhandel die Rechtstaatlichkeit unterminiere, sagte Konrad. Mit dem Ansatz, die Opfer einfach abzuschieben, komme man jedoch nicht weiter. Rund die Hälfte der Abgeschobenen würde erneut in den kriminellen Kreislauf geraten, da die Situation sich im Herkunftsland nicht geändert habe. Die Verantwortung Menschenhandel zu unterbinden liege bei den Regierungen, Institutionen wie die OSZE und NGOs könnten nur die Hand reichen.