MdEP
Christa Prets: Europäische Bildungspolitik braucht Mobilität,
Kommunikation
Kürzung bei Bildungsetats gefährdet Lissabonziele massiv
Es sei immer wieder notwendig darauf hinzuweisen, was die EU in Fragen
der Bildungspolitik tatsächlich tun könne. 'Das ist eigentlich
wenig, denn es sind nationale Kompetenzen', so SPÖ-EU-Abgeordnete
Christa Prets Freitag Abends bei einer Diskussion zum Thema 'Mehr Bildung
durch Europa?!'. Prets kritisierte, dass in der neuen Finanzvorschau der
Bereich Bildung finanziell schlechter ausgestattet sei als bisher und
betonte: 'Nur wenn es uns gelingt, mehr Informationen über Europa
im Bildungsbereich zu vermitteln, werden wir einen gemeinsamen europäischen
Lebensraum schaffen.' Mit Prets diskutierten unter der Leitung der Bildungsministerin
a.D., Hilde Hawlicek und auf Einladung der Österreichischen Gesellschaft
für Kulturpolitik, die spanische Bildungsministerin Maria Jesus San
Segundo, Anton Dobart, Sektionschef im Bildungsministerium, Reinhard Dumser,
Vorsitzender des Sozialdemokratischen LehrerInnenvereins Österreichs
und Olaf Schwencke, Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Kulturpolitischen
Gesellschaft.
'Die Union kann Bildungs- und Mobiliätsprogramme anbieten, auf die
Unterrichtspolitik und wie diese gemacht wird, hat sie aber keinen Zugriff',
stellte Prets einleitend fest. Hier werde, wie in vielen anderen politischen
Fragen auch, viel zu häufig auf die EU verwiesen, der aber von den
Mitgliedsstaaten nicht die nötigen Kompetenzen zugestanden würden.
Möglichkeiten der europäischen Bildungspolitik gäbe es
vor allem bei den Mobilitätsprogrammen wie Sokrates, Erasmus usw.,
stellte Prets fest. Ab dem Jahr 2007 werden diese Teil des EU-Programms
für lebenslanges Lernen sein.
'Das Parlament und die Union wollten hier eine Erweiterung dieser Programme
und noch mehr SchülerInnen, StudentInnen und Lehrlinge erreichen',
betonte Prets. Die Finanzvorschau des Rates lasse dies aber nicht zu.
Die Folge sei, dass es nun wohl zu drastischen Einsparungen bei den Mobilitätsprogrammen
kommen werde, kritisierte Prets. 'Hier ist aber auch ein Widerspruch zu
den Lissabonzielen zu erkennen - einerseits will man die wissensbasierte
Gesellschaft der Welt werden, aber kosten darf das alles nichts', so Prets,
die darauf verwies, dass Europa bei Vergleichsdaten im Bildungsbereich
immer noch deutlich hinter Japan und den USA zurückliege. 'In den
USA sind die Ausgaben für einen Studierenden doppelt so hoch, wie
in Europa.
'
Mobilität, Bewegung und Kommunikation wären aber die Schlüsselbegriffe,
die Europa benötige, um sich im internationalen Wettbewerb behaupten
zu können. 'Wenn man die Lissabonziele erreichen will, dann wird
das nur über eine intensive Zusammenarbeit auf europäischer
Ebene möglich sein', stellte Prets fest, die abschließend auch
forderte, dass Informationen über Europa in die Bildungspolitik verstärkt
einfließen müssen.
Ähnlich äußerte sich Dumser, der sagte, dass für
die Überwindung des Denkens in nationalen Grenzen ein grundsätzlicher
proeuropäischer Ansatz nötig sei. 'Dafür bedarf es aber
einer gesamteuropäischen Bildungspolitik - zumindest als Zielvorstellung',
so Dumser. Eine solche Bildungspolitik müsse sich durch 'europäisches
Lernen' und 'Lernen und Wissen über Europa' auszeichnen, ebenso müssten
die interkulturellen Aspekte des Lernens stärker in den Vordergrund
geschoben werden. 'Die Union konnte durch ihr Wirken in der Vergangenheit
viel im Bereich Bildung erreichen. Aber die Lösung der großen
bildungspolitischen Aufgaben im Interesse des Europäischen Integrationsprozesses
steht noch vor uns', so Dumser.
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