MdEP Christa Prets:
Europäisches Parlament setzt deutliches Signal gegen Frauen- und
Kinderhandel
Mitgliedsländer sind nun in der Pflicht, konkrete Maßnahmen
umzusetzen.
Schätzungen zu Folge werden jährlich zwischen
600.000 und 800.000 Personen Opfer von Menschenhandel über internationale
Grenzen hinweg. Diese Angelegenheit braucht eine verstärkte Öffentlichkeit,
um das Tabuthema aufzubrechen. 'Einen wichtigen Schritt in diese Richtung
stellt der Bericht zu Frauen- und Kinderhandel dar, der mit großer
Mehrheit angenommen wurde. Nun sind die Mitgliedstaaten am Zug. Ich wünsche
mir von ihnen denselben Einsatz, den das Parlament gezeigt hat', sagt
Christa Prets, SPÖ-EU-Abgeordnete und Berichterstatterin beim Initiativbericht
zu Frauen- und Kinderhandel nach der heutigen Abstimmung.
'Es gibt bereits ein beachtliches Instrumentarium von gesetzlichen und
nicht gesetzlichen Maßnahmen. Was fehlt ist die praktische Umsetzung.
Hier erkenne ich zu wenig Engagement und Einsatz von den Mitgliedstaaten',
kritisiert Prets. 'Aufgaben, um die sich die Innenminister kümmern
müssten, gäbe es genug', so Prets. Zunächst gilt es ein
Aufenthaltsrecht für die Opfer von Zwangsprostitution zu erreichen.
'Und das nicht nur, wenn sie mit den Behörden kooperieren und für
die Zeit des Prozesses, sondern auch darüber hinaus. Frauen, die
Angst haben müssen abgeschoben zu werden, sind nicht bereit, eine
Aussage zu machen', erklärt Prets. Eine weitere Forderung sind verstärkte
Kontrollen und Razzien in einschlägigen Lokalen, die aber nicht mit
einer Abschiebung der Opfer oder einer Kriminalisierung der Freier einhergehen
darf. Um dies bewerkstelligen zu können, braucht es unbedingt eine
Aufstockung der Exekutive, bei einer gleichzeitigen Ausbildungsoffensive.
Wichtig wäre auch die Einrichtung einer Hotline für Opfer und
Freier.
Aber auch über die nationalstaatlichen Grenzen hinaus, fordert der
Bericht eine Vielzahl von Maßnahmen. 'Die bisher existierende Datensammlung
zum Thema Kinder- und Frauenhandel ist mehr als mangelhaft. Hier ist eine
europaweite und in Zukunft auch internationale Anlaufstelle, die mit einem
einheitlichen Datensammlungssystem arbeitet und die Vernetzung der Mitgliedstaaten
erforderlich, um den Austausch von bewährten Praktiken zu verbessern',
sagt Prets. Zusätzlich sind Aufklärungskampagnen, sowohl in
den Ursprungs-, als auch Zielländern unabdingbar.
'Die österreichische Ratspräsidentschaft muss dieses Thema auf
die Tagesordnung setzen und die praktische Umsetzung des kürzlich
verabschiedeten EU-Aktionsplans zu Frauen- und Kinderhandel unverzüglich
vorantreiben', meint Prets abschließend.
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