Unisex-Versicherungstarife
-MEP Christa Prets: Kompromiss mit vielen Schlupflöchern
Kleiner Erfolg - Schwangerschaftsrisiko ausgeschaltet und Beweislastumkehr
bestätigt
Als einen "schwachen Kompromiss mit vielen Schlupflöchern"
bezeichnet Christa Prets, SPÖ-Europaabgeordnete und Mitglied des
Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter,
den endgültigen Beschluss zu Unisex-Versicherungstarifen. "Der
EU-Rat hat mit dem gestrigen Votum zur EU-Gleichstellungsrichtlinie definitiv
einer verwässerten Scheinlösung zugestimmt. Den berechtigten
Anliegen der Frauen wurde damit jedenfalls kein guter Dienst erwiesen."
Besonders kritisiert Prets, die für das Europaparlament Berichterstatterin
zu dieser Richtlinie war, die Tatsache, dass auch in Zukunft in den einzelnen
Mitgliedstaaten unterschiedliche Versicherungsprämien für Männer
und Frauen zulässig sind. Es muss dafür lediglich eine versicherungsmathematische
Begründung vorliegen.
Ein kleiner Erfolg sei jedoch, dass in Zukunft bei privaten Krankenversicherungen
Schwanger- und Mutterschaft nicht als Grund für unterschiedlich hohe
Prämien und Leistungen herangezogen werden. Außerdem sei auch
die Beweislastumkehr als große Errungenschaft zu werten. Bei einem
Fall von Diskriminierung muss nun der Beklagte beweisen, dass es sich
nicht um eine Verletzung des Gleichstellungsprinzips handelt.
Es bleibe leider eine unbestreitbare Tatsache, dass den Frauen aus der
versicherungstechnischen Ungleichbehandlung auch in Zukunft wesentlich
mehr Nachteile als Vorteile erwachsen: "Ein Ladybonus bei der Autoversicherung
wird jedenfalls durch massive Mehrkosten bei Pensions- und Gesundheitsversicherungen
mehr als wett gemacht."
Deshalb, so Prets abschließend, wäre es aus frauenpolitischer
Sicht sogar besser gewesen, wenn es überhaupt keine Richtlinie gegeben
hätte. "So aber gilt in Europa nun ein Regelwerk, mit dem außer
der Versicherungsbranche niemand zufrieden sein kann. Und auch die österreichische
Bundesregierung hat während der Verhandlungen einmal mehr bewiesen,
dass ihr Interesse an einer wirksamen Gleichstellungspolitik gegen Null
tendiert
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