Europaparlament fordert
Reformen beim Programm 'Europäische Kulturhauptstadt'
Prets: Österreich und Deutschland sollen Vorbereitungen
fortsetzen können
Das Programm 'Europäische Kulturhauptstadt' ist ins Visier des Europäischen
Parlaments geraten. Die sozialdemokratische Fraktion hat sich nun an die
Spitze derjenigen gesetzt, die eine weitreichende Reform des Programms
fordern. Dazu sollen der Auswahlmodus, Kriterien für die Jury und
ein klares Anforderungsprofil an die Kulturhauptstadt gehören. Ausgangspunkt
der Debatte ist das Versäumnis, die im Mai 2005 beigetretenen zehn
neuen Mitgliedstaaten in das bis 2019 bereits festgelegte Programm aufzunehmen.
Die kulturpolitische SPE-Fraktionssprecherin Christa Prets hat daher nun
den neuen EU-Kulturkommissar Jan Figel aufgefordert, innerhalb der nächsten
sechs Monate Vorschläge für neue Verfahrensweisen, darunter
auch strikte Auswahlkriterien, vorzulegen.
'Es gibt drei Hauptkritikpunkte an dem Programm, so wie es heute läuft,'
erklärt dazu Christa Prets. 'So wird die Entscheidung über die
Europäische Kulturhauptstadt über die Köpfe einer international
besetzten Expertenjury getroffen. In einigen Ländern wird ein Wettbewerb
unter Einbeziehung der Öffentlichkeit veranstaltet, in anderen entscheidet
das Regierungskabinett alleine.'
Weiters sei die europäische Dimension mitunter nicht zu erkennen.
Prets: 'Die europäische Auswahlkommission ist zur reinen Genehmigungsbehörde
degradiert worden, so dass das Europäische Parlament sich bereits
geweigert hat, Experten für die Nominierungen der Jahre 2007 und
2008 zu ernennen.' Überdies sollten die Aktivitäten im Rahmen
der 'Europäischen Kulturhauptstadt' ein breites Spektrum an Kunst
und Kultur bieten und dürften sich nicht nur auf Folklore beschränken.
Das Programm 'Europäische Kulturhauptstadt' wurde 1985 von der damaligen
griechischen Kulturministerin Melina Mercouri ins Leben gerufen, um die
Bürgerinnen und Bürger in Europa näher zusammen zu bringen.
Planungen für die neuen Projekte 2005 bis 2019, die mit Irland beginnen
und mit Italien enden, wurden im vergangenen Jahr verändert, um die
neuen Mitgliedstaaten ab 2009 mit einzubeziehen. Von diesem Zeitpunkt
an soll es jedes Jahr zwei Europäische Kulturhauptstädte geben,
eine in den 15 alten Mitgliedsländern, eine in den neuen. Österreich
wird erstmals gemeinsam mit Litauen die Kulturhauptstadt stellen.
Der ehemalige französische Premierminister Michel Rocard hatte in
einem EU-Parlamentsbericht vergangenes Jahr heftige Kritik an dem Programm
geübt. Dazu Christa Prets: 'Wir müssen das Programm so verbessern,
dass es die Pläne derjenigen Städte, die bereits nominiert sind,
nicht gefährdet. Die Vorbereitungen in Österreich und Deutschland
müssen ungehindert fortgesetzt werden können. Nun ist die Kommission
aufgefordert, einen durchdachten Vorschlag in der ersten Jahreshälfte
2005 zu unterbreiten.'
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